Jascha Barras (5. Dan)
Seit 1997 praktiziere ich mit grosser Leidenschaft Aikido. Meine Lehrer sind Gerhard Walter und Thomas Beck. In Berlin gehörte ich mehrere Jahre zum Lehrerteam.
Weiter habe ich Shiatsu bei Harald Gierl gelernt. Dieses Wissen lasse ich in meine Stunden einfliessen.
Aikido-Zen im Dojo Bern
Es gibt viele unterschiedliche Aikidostile, jeder setzt einen anderen Akzent. Wir setzen ihn auf natürliche Bewegung. Natürliche Bewegung meint eine uns allen von Geburt an gegebene Fähigkeit: Sich entspannt zu bewegen und der Logik unserer Physiologie zu folgen. In unserem Dojo liegt der Schwerpunkt darin, solche natürliche – das heisst nichts anderes als gesunde – Bewegung zuzulassen. Das Resultat sind weiche und fliessende Bewegungen. Ohne Kraft aufzuwenden, begegnen wir effizient und effektiv dem Angriff der Partnerin oder des Partners. Essentiell hierfür ist unsere Wahrnehmung: Wenn wir uns selbst und unsere Umgebung mit einem ruhigen Geist wahrnehmen, können wir diesem Moment adäquat ausfüllen. Adäquat meint, dass wir alles unnötige weglassen, etwa Anspannung, Nervosität, Stress usw.. Die Zen-Meditation zu Beginn des Trainings ist eine ideale Methode, um sich zur Ruhe kommen zu lassen.
Es gibt langsamere Trainingseinheiten, in denen wir Bewegungsabläufe (Grundtechniken) studieren. In schnelleren Einheiten vergessen wir das Gelernte und gehen ganz in der Bewegung auf.
Grundsätzlich leiten uns folgende Prinzipien. Erstens: Nach dem Grundsatz "Wer alles gewinnen möchte, muss zuerst alles verlieren", kann das Training sehr intensiv sein, denn es steckt hierin sowohl eine Einladung wie auch eine Herausforderung zur Hingabe. Zweitens: Wir respektieren stets die Kondition der Partnerin/des Partners.
Weitere Bestandteile der Trainings sind Elemente aus Yoga und Shiatsu. Diese Sequenzen dienen etwa der Erwärmung zu Beginn des Trainings oder der Entwicklung von Flexibilität und Entspanntheit generell.
Aikido und Wettkampf
Einmal wurden wir während eines Lehrgangs vom Lehrer gebeten, uns im Dialog über Wettkampf auszutauschen. In dem Bewusstsein, dass Wettkampf im Aikido nichts zu suchen hat, meinte ich trotzdem zu meinem Trainingspartner, dass Wettkampf für mich unbedingt dazu gehört. Das war falsch … Im Aikido emanzipieren wir uns davon, jemanden wie in einem Wettkampf besiegen zu wollen. Und trotzdem meinte ich etwas Richtiges.
Was war das Richtige in meiner vordergründig falschen Aussage?
Im Leben wie im Training geraten wir häufig in unreflektierte Routinen. Mit Routinen auf einen Angriff zu reagieren, ist jedoch nicht empfehlenswert. Im Budo (so wie in jeder Wettkampfsituation und überhaupt im Leben) ist es essenziell, wach zu sein in genau diesem Augenblick. Was ich damals also meinte: Die in einem Wettkampf selbstverständliche Sinnesschärfe gilt es in jedes Training und schlussendlich in den Alltag zu übertragen. So wie jeder Augenblick neu ist, ist auch jeder Angriff, jede Bewegung und jede Begegnung immer neu.
Im Grunde genommen, geht es um das vollständige Auftauchen in diesem Moment. Alles andere (Geschmeidigkeit, Schärfe, Dynamik, Effektivität) folgt daraus. Dies führt, wie von selbst, zu wohlwollendem Aikido, in dem das Miteinander dem Gegeneinander eine echte Alternative bietet.
Den stillen Fluss fühlen
"Wir sind alle erleuchtete Meister, die sich selbst im Wege stehen"
(G. Walter).
"Wir sind mehr, als wir sein wollen"
(T. Beck).
Diese Aussagen deuten auf ein und dasselbe: auf unseren natürlichen Zustand, auf das lebendige, kraftvolle Wesen, das jedes Leben an sich ist. Damit ist das Potential gemeint, dass immer da ist und sich selbst umso mehr verwirklicht, je mehr wir uns selbst in Ruhe lassen.
Dabei ist die Stille des Flusses nichts Fernes, das wir erst erreichen müssen. Sie ist uns immer gegeben, auch wenn der Fluss aufgewühlt ist. Nur das Erkennen mag dann schwerer fallen. Deshalb Dojo, deshalb Aikido, deshalb Za-Zen.
Partner
(Aikido Berlin)
(Aikido Südtirol)
(Aikido Regensburg)
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